Unternehmen zwischen Aktionärsinteresse und sozialer Verantwortung (2007/4)

Herausgegeben von: Jürgen Beyer, Stefanie Hiß

Die Öffentlichkeit nimmt derzeit verwundert zur Kenntnis, daß viele deutsche Unternehmen trotz hoher  Gewinne den Abbau von Arbeitsplätzen oder die Verlagerung von Produktionsbereichen ankündigen. In Reaktion darauf überbieten sich Gewerkschaften, Nichtregierungsorganisationen, die Kirchen sowie die Politik in ihren Appellen an das soziale Verantwortungsbewußtsein der Unternehmen. Die vermeintlich unmoralischen ökonomischen Praktiken von Hedge-Fonds und anderen Finanzinvestoren wurden gar mit einer Heuschreckenplage verglichen. Fraglich ist jedoch, ob die moralischen Aufrufe und Brandmarkungen irgendeine Änderung zu bewirken imstande sind, denn die Unternehmensführungen verweisen im Gegenzug auf ökonomische Sachnotwendigkeiten (z.B. Renditeziele), ungünstige Rahmenbedingungen (z.B. hohe inländische Lohnkosten) oder externen Druck (z.B. verschärften globalen Wettbewerb), die ihnen keinen Spielraum für ein anderes Verhalten ließen. Insbesondere in Aktiengesellschaften ist die Steigerung des Unternehmenswerts häufig zum maßgeblichen oder gar alleinigen Orientierungspunkt der Unternehmensführung geworden. Vielfach wird argumentiert, daß nur die Maximierung des Shareholder Value legitim und letztlich auch sozial sei, denn es gelte das Prinzip: „the business of business is business“ (Milton Friedman). Alles andere widerspreche der ökonomischen Rationalität. Von daher scheint es paradox zu sein, daß das Thema Corporate Social Responsibility (CSR) derzeit in vielen Unternehmen besonders hohe Priorität besitzt. Einige Unternehmen verpflichten sich beispielsweise freiwillig zur Einhaltung von Verhaltenskodizes zu Sozial- und Umweltstandards und ziehen sich dadurch nicht zuletzt auch den Unmut von Aktionärsvertretern zu. Als wichtiges Tätigkeitsfeld wurde CSR ebenfalls von Unternehmensberatungen entdeckt.

Stichworte: Finanzmarkt, Shareholder, Corporate Social Responsibility, Deutschland AG, Verantwortung

Erschienen: 2007

Inhalt

  • Corporate Social Responsibility
  • Was interessiert Analysten?
  • Gesellschaftliches Engagement im Mittelstand – altes Phänomen oder neuer Konformismus?
  • Die „Heuschrecken“ und ihre Kritiker
  • Ist Corporate Social Responsibility ein ökonomischer Wert?
  • Primat der Finanzmarktorientierung
  • Corporate Social Responsibility
  • Die Wiederentdeckung schlafender Alternativen in der Rechtslehre
  • Die Politik des Mitleids
  • Strategische Erinnerungen als „Kampf um die Lebenden“
  • Komplexe Zusammenhänge und die Praxis von Akteur/inn/en in den Blick nehmen!
  • Konvergenzbremse Produktivität
  • Der russische Nationalismus als Problem der rußländischen Öffentlichkeit
  • Anmerkungen zum russischen Nationalismus
  • Zu spät kommen und ausbrechen
  • Edmund Burke über verheerende Folgen von Wahlkämpfen
  • Rede über einen Gesetzentwurf zur Verkürzung der Legislaturperiode von Parlamenten (1780)
  • Lehrjahre der Parteiintelligenz
  • Johann S. Ach, Arnd Pollmann (Hg.): No body is perfect
  • Nicolas Werth: Die Insel der Kannibalen

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