Unorthodox: Die Philosophin Camilla Warnke wird neunzig

Aus der Redaktion | 01.01.1970

geschrieben von thomas.mueller

Wer Camilla Warnke begegnet, trifft auf eine kleine Frau mit freundlichen, neugierigen Augen und tiefer, warmer Stimme. Ganz ungezwungen beginnt sie das Gespräch, fragt nach, hört interessiert zu. Mit ihrer zugewandten Art versteht sie es ausgezeichnet, auch in größerer Runde eine offene, konstruktive Gesprächsatmosphäre zu schaffen, in der durchaus gelacht werden kann, und zwar herzhaft. Dem Klischee der weltentrückten Philosophin entspricht sie ganz und gar nicht. Das Eitle und Manierierte manches männlichen Kollegen ist ihr erst recht fremd. Camilla Warnke bereichert das intellektuelle Leben und den philosophischen Diskurs seit mehr als sechs Jahrzehnten.

Im Januar 1975 begann eine der faszinierendsten philosophischen Lebenspartnerschaften im deutschsprachigen Raum: die Begegnung mit Peter Ruben, die Camilla Warnke hier schildert. Ruben und Warnke haben die Philosophie in der DDR nachhaltig geprägt, was den Zorn (und wohl auch Neid) der damals Mächtigen zur Folge hatte und 1981 zu der sogenannten Ruben-Affäre führte. Nach 1990 ist Warnke mit zahlreichen Schriften zur Geschichte der Philosophie in der DDR hervorgetreten. In wenigen Tagen erscheint ein neuer, von ihr und Ruben verfasster Band zur DDR-Philosophie jenseits der Orthodoxie. Er zeugt von der ungebrochenen Schaffenskraft Camilla Warnkes, die auch in ihrem großen Engagement für den Verein und die Zeitschrift Berliner Debatte Initial zum Ausdruck kommt. Heute wird Camilla Warnke neunzig Jahre alt. Der Vereinsvorstand und die Redaktion gratulieren herzlich.