"Einhundert Jahre Hyperinflation" – Artikelaufruf

Call for Papers | 01.01.1970

geschrieben von matthias.weinhold

Im Jahr 2023 jährt sich zum einhundertsten Mal ein geldwirtschaftliches Ereignis, das im kollektiven Gedächtnis der deutschen Bevölkerung tiefe Spuren hinterlassen hat: die Hyperinflation. Der mit der Währungskatastrophe verbundene Vertrauensverlust in die Währung, die totale Entwertung aller Geldvermögen und die dadurch bewirkte Umverteilung des gesellschaftlichen Reichtums sowie die Verarmung großer Teile der Bevölkerung wurden zum Trauma, das bis heute nicht überwunden ist. Aus ihm erklärt sich die besondere Sensibilität der Deutschen in Bezug auf Geldwertstabilität und Inflation. Dieses Thema besitzt vor dem Hintergrund der aktuellen Teuerung im Euroraum daher nicht nur historische Relevanz; es ist zugleich von bemerkenswerter Aktualität.

Bis zum Ersten Weltkrieg existierten in Deutschland, in Europa und in der Welt stabile Währungsverhältnisse. Entscheidend dazu beigetragen hatte zweifellos der Goldstandard, indem er die Geldwertstabilität über die Zeit hinweg garantierte. Doch nicht nur das: Der stabile Geldwert war ein Symbol für Stabilität überhaupt. Mit der Hyperinflation brachen daher alle Sicherheiten und altvertrauten Werte zusammen. Die entscheidende Ursache dafür waren der Erste Weltkrieg und die aus der militärischen Niederlage resultierenden Folgelasten, die auf die Bevölkerung abgewälzt wurden. Es war aber auch die Geldpolitik der Reichsbank, die dazu beigetragen hatte, dass es zu einer derartigen Währungskatastrophe kam. Auf dem Höhepunkt der Inflation, 1923, stand Deutschland an der der Schwelle zu einem Bürgerkrieg, waren Millionen von Existenzen vernichtet, nominale Vermögenswerte entwertet, die Sitten verroht und die politischen, ideellen und kulturellen Werte ruiniert. Die Geldentwertung konnte nur beendet werden durch einen radikalen Schnitt, durch eine Währungsreform.

Es gibt eine breite Forschung und eine unübersehbare Menge an Literatur über die Hyperinflation. Trotzdem erscheint es reizvoll, dieses Jahrhundertereignis erneut in den Blick zu nehmen und es im Lichte der historischen Erfahrung, aber auch der gegenwärtigen Situation erneut zu betrachten.

Berliner Debatte Initial lädt interessierte Autorinnen und Autoren ein, allgemein interessierende Fragen zum Themenkomplex „Einhundert Jahre Hyperinflation“ zu bearbeiten. Es sind sowohl Beiträge wirtschaftsgeschichtlichen und ökonomischen Inhalts als auch kulturgeschichtliche Texte erwünscht. Die Formate der Texte können zwischen theoretischem Aufsatz, empirischer Studie, aktuellem Beitrag und Essay variieren. Alle Texte haben jedoch wissenschaftlichen Anforderungen zu genügen und sollten nicht mehr als 50.000 Zeichen umfassen (einschließlich Leerzeichen, Abbildungen, Tabellen und Literaturverzeichnis). Es gelten die Autorenhinweise und die Regeln der Zeitschrift für die Einreichung, Begutachtung und Veröffentlichung von Manuskripten (siehe https://www.berlinerdebatte.de/initial).

Wir möchten Sie bitten, uns zunächst einen Themenvorschlag mit Arbeitstitel und Exposé (max. 3.000 Zeichen) bis zum 30.11.2022 einzureichen. Senden Sie diesen bitte per E-Mail an: redaktion@berlinerdebatte.de. Die Redaktion entscheidet dann bis Jahresende über die Annahme der Vorschläge und setzt sich mit den Autorinnen und Autoren in Verbindung. 

Der späteste Termin für die Abgabe der Manuskripte ist der 31.03.2023. Das Heft mit dem Themenschwerpunkt „Einhundert Jahre Hyperinflation“ soll im Juni 2023 erscheinen.

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