Schöne neue Arbeitswelt – Digitale Arbeit zwischen Entfremdung und Emanzipation

Call for Papers | 01.01.1970

geschrieben von thomas.mueller

Die Arbeitswelt ist mit der Digitalisierung in eine neue Epoche eingetreten. Die Corona-Krise beschleunigt den Prozess. Der „neue Geist des Kapitalismus“ sucht nicht mehr nur das leitende Management heim, sondern auch die normalen Angestellten und Geistesarbeiter – das „Kognitariat“, von dem etwa Franco Berardi spricht. Sie alle sollen im Home-Office Autonomie, Spontaneität, Kreativität und technologische Lernfähigkeit beweisen.

Dezentrale Strukturen, agile Methoden, flexible Arbeitsorte und digitale Technologien versetzen die arbeitenden Individuen in eine spannungsgeladene Situation: einerseits steigen die Anforderungen an sie und der soziale, kreative und technologische Druck wächst, andererseits bieten ihnen die neuen Arbeitsformen Emanzipationspotentiale.

Wohin steuert die Ökonomie? Worin manifestiert sich der Wandel der Arbeitswelt im Detail? Wie steht es um Leistungsdruck, soziale Ungleichheit, Isolation und Entfremdung – Stichwort „Bullshitjobs“? Welche Wege können wir einschlagen hin zu einer offenen, inklusiven Arbeitswelt, die menschliche Arbeit nicht überflüssig macht? Wie wollen wir die digitale Arbeit gestalten? Inwiefern bieten Technik und Künstliche Intelligenz Entlastung (statt Entlassung) und mehr freie Zeit für das soziale und kulturelle Leben? Welche Werte und Leitprinzipien sollen gelten und den Individuen Orientierung bieten? Oder kann uns die digitale Transformation gar die Arbeit ersparen, wie etwa Anhänger des „fully automated luxury communism“ versprechen?

Für den geplanten Themenschwerpunkt sind zum einen Beiträge aus der Sozialphilosophie und Politischen Philosophie gefragt, die etwa das Potential ideologiekritischer oder neomarxistischer Ansätze für ein Verständnis der gegenwärtigen Wandlungsprozesse aufzeigen, zum anderen sozial- und wirtschaftswissenschaftliche Beiträge, die öffentliche und fachliche Diskurse über die digitale Transformation der Arbeit untersuchen und in Beziehung setzen zu faktischen Entwicklungen. Besonders interessiert sind wir an international vergleichenden und interdisziplinären Darstellungen. Das Format kann variieren zwischen theorieorientiertem Aufsatz, empirischer Studie und Essay. Alle Texte haben jedoch wissenschaftlichen Anforderungen zu entsprechen und sollten 40.-50.000 Zeichen umfassen (einschließlich Leerzeichen und Literaturverzeichnis).

Es gelten die Hinweise für Autorinnen und Autoren und die Regeln der Zeitschrift für Einreichung, Begutachtung und Veröffentlichung von Manuskripten: http://berlinerdebatte.de/autorenhinweise. Interessierte Autorinnen und Autoren werden gebeten, einen Themenvorschlag mit Arbeitstitel und Abstract (auf Deutsch, max. 3.000 Zeichen) bis 15.02.2021 einzureichen. Senden Sie diesen bitte per E-Mail an: redaktion@berlinerdebatte.de. Die Redaktion entscheidet dann bis 01.03.2021 über die Annahme der Vorschläge. Der Termin für die Einreichung der Beiträge ist der 30.06.2021. Das Heft mit dem Themenschwerpunkt „Schöne neue Arbeitswelt“ soll im Herbst erscheinen. Bei Interesse und Fragen wenden Sie sich bitte an redaktion@berlinerdebatte.de. Wir freuen uns auf Ihre Angebote und Vorschläge!